Ayutthaya – Die alte Königsstadt

Über 400 Jahre lang war Ayutthaya die Hauptstadt Siams.Nachdem sie im Krieg gegen die Birmanen 1767 zu großen Teilen zerstört wurde, zeugen Ruinen und verstümmelte Buddha-Statuen bis heute vom vergangenen Glanz Ayutthayas.Die Stadt ist von den drei Flüssen Chao Phraya, Pa Sak und Lop Buri umgeben und somit beinahe eine Insel. Im siamesisch-birmanischen Krieg hat Ayutthaya ziemlich gelitten. Immer wieder kommt man an enthaupteten Buddha-Statuen und zerstörten Tempelanlagen vorbei. Ein bisschen erinnert die ehemalige Königsstadt an das Forum Romanum, finde ich. Man kann sich da wie dort die einstige Pracht anhand der Ruinen gut vorstellen. Wer Interesse an Geschichte hat ist hier definitiv an der richtigen Adresse.

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Nachts in Ayutthaya

Wir sind nach unserem Zwischenstop auf Koh Kret abends in Ayutthaya angekommen. Da die Unterkunft, die wir im Voraus von Bangkok aus online gebucht hatten, sich als echter Reinfall herausstellte und selbst die Kakerlaken vor dem tiefschwarzen Schimmel an den Wänden flüchteten, wollten wir die Stadt ein wenig zu Fuß erkunden. Wir bogen auf gut Glück in die nächstbeste Seitenstraße ab – und standen plötzlich einem knurrenden, bellenden Rudel von Straßenhunden gegenüber. Bei diesen Exemplaren waren wir uns absolut nicht sicher, ob das Sprichwort „Hunde die bellen beißen nicht“ hier zutrifft und so traten wir einen geordneten Rückzug an. Nach einigen weiteren ähnlichen Begegnungen ließen wir die dunklen Gassen hinter uns und schlenderten eine Weile am Fluss entlang. Am gegenüberliegenden Ufer bot sich uns ein zauberhafter Anblick in Form von beleuchteten Tempeln. Dort sah es ein wenig einladender aus als auf unserer Seite des Flusses. Das nächste Tuk Tuk, das vorbeikam, hielten wir also an und baten den Fahrer, uns dorthin zu bringen. Wir fuhren über die Brücke und hinein in weitere dunkle Gassen – nur diesmal ließ sich wenigstens keine Meute schlecht gelaunter Straßenhunde blicken. Schließlich kamen wir an – freilich nicht bei dem Tempel, sondern bei einem kleinen Guesthouse. Wahrscheinlich gehörte es dem Cousin des Schwagers unseres Fahrers. Nach einer wirklich nur ganz kurzen und nicht allzu hitzigen Diskussion (ich versuchte schon mal, mich mental auf den Fußweg durch die dunklen, von grantigen Hunden belagerten Straßen vorzubereiten) brachte uns der Tuk Tuk Fahrer schließlich dorthin, wo wir hinwollten. Es war absolut keine Menschenseele zu sehen, wir waren ganz alleine mit dem wunderschön beleuchteten Wat (naja, abgesehen von ein paar – Du ahnst es – Straßenhunden) und genossen einfach eine Zeitlang den Anblick. Einen kurzen Gruselmoment erlebten wir noch, als wir bemerkten, dass wir beobachtet wurden – und zwar von Krokodilen! Dachten wir zumindest (okay okay, ICH dachte es wären Krokodile…), es stellte sich aber heraus, dass einige Schildkröten es sich in dem kleinen Teich, in dessen Mitte wir uns in einem hübschen Pavillon befanden, gemütlich gemacht hatten.

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Radtour durch den Ayutthaya Historical Parc

Am nächsten Tag, Silvester, machten wir uns dann auf, Ayutthaya bei Sonnenschein zu erkunden – und zwar mit dem Fahrrad. Ich hatte hier schon einen Anbieter für geführte Fahrradtouren empfohlen und über Selbigen buchten wir die Colors of Ayutthaya Tour. Egal, ob Du an einer geführten Tour teilnehmen  oder Ayutthaya auf eigene Faust erkunden möchtest, ich empfehle so oder so ein Fahrrad – und Sonnencreme! Es gibt so viel zu sehen und zu Fuß ziehen sich die Wege ziemlich. Die schöne Tour durch die nach dem Krieg verlassene Altstadt Ayutthayas, die heute ein Geschichtspark ist und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, führt einen zu mehreren Tempelanlagen, die allesamt der Zerstörung durch die Birmanen zum Opfer fielen.

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So besichtigten wir zum Beispiel den Wat Mahathat, der hauptsächlich für den Kopf einer Buddha-Statue, der in die Wurzeln eines alten Baums eingewachsen ist, bekannt ist. Besonders beeindruckend fand ich persönlich den  Wat Phra Sri Sanphet mit seinen drei riesigen Chedis. Auf keinem der Gelände, die wir besuchten, gab es Absperrungen und so kann man tatsächlich überall hingehen oder hinaufsteigen – man sollte aber nicht vergessen, respektvoll mit diesen Sehenswürdigkeiten umzugehen.

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Ein bitterer Beigeschmack

Überschattet wurde diese Erkundungstour durch den Besuch eines Elefantencamps, einem sogenannten Kraal. Natürlich war es grandios, diese grauen Riesen aus nächster Nähe zu sehen und das zehn Tage alte Elefantenbaby war absolut goldig. Nur leider waren, wie in den meisten solcher Camps, die Haltungsbedingungen weit entfernt von artgerecht. Die angeketteten Elefanten, die teilweise schon Verhaltensstörungen in Form von Kopfwackeln, genannt Weben, aufwiesen und Kunststückchen aufführen mussten, beschäftigten mich noch lange und machten mich unendlich traurig. Ich hätte an der Tour nicht teilgenommen, wenn ich gewusst hätte, dass damit auch ein solcher Kraal unterstützt wird. Den Moralapostel werde ich hier nun nicht spielen, empfehle aber jedem, der mit dem Gedanken spielt, ein Elefantencamp zu besuchen, diesen Artikel zu lesen.

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Deshalb bin ich auch ein wenig zwiegespalten, was die Radtour angeht. An sich war es ein schöner und sehr interessanter Ausflug. Möglicherweise kann man, wenn man vorhat, so eine Tour zu buchen, mit dem Anbieter vereinbaren, dass dieses Camp nicht besucht wird und ihm erklären, warum. Je mehr Touristen sich gegen diese Form von Tierquälerei aussprechen, umso höher ist meiner Meinung nach die Chance, dass langfristig ein Umdenken stattfindet.

Silvester in Ayutthaya

Am Abend machten wir uns auf den Weg, um die Silvesterparty, die uns empfohlen wurde, zu finden. Wir irrten zuerst mit unserem Mietwagen und Google Maps ein wenig durch die Stadt und fragten mehrmals nach dem Weg, aber finden konnten wir nichts.Am Himmel waren immer wieder Lichtstrahlen zu sehen und so beschlossen wir, auf diese zuzufahren, in der Annahme, dass dort wohl irgendeine Feier stattfinden müsse. Allerdings gelang es uns nicht, direkt darauf zuzufahren und so parkten wir hinter einem menschenleeren Markt mit leeren Ständen und näherten uns dem Licht zu Fuß. Dabei wurden wir wie schon am Vortag immer wieder von knurrenden Straßenhunden zu Umwegen gezwungen. Schließlich erreichten wir eine riesige Bühne, auf der gerade die Generalprobe zu einer höchst gewöhnungsbedürftigen Aufführung stattfand. Das ohrenbetäubende Geschrei der Darsteller in ihren knallig bunten Kostümen dröhnte nicht nur in unseren Gehörgängen, sondern war für uns in der Handlung auch absolut nicht nachvollziehbar. Langsam wurde uns klar, dass sich Silvester hier stark von Silvester zu Hause unterschied. Da wir sowieso am nächsten morgen in aller Frühe zum Khao Yai Nationalpark aufbrechen wollten, traten wir den Rückweg zum Auto an. Auf unserem Weg durch den dunklen Park erlebten wir dann aber doch noch ein kleines Highlight – riesige Flughunde huschten beinahe lautlos über unsere Köpfe hinweg. Und ich rede hier nicht von Fledermäusen! Noch nie habe ich frei lebende Flughunde gesehen und ich war mir auch ihrer Größe nicht bewusst. Es war ein fantastischer Anblick, besonders weil wir nicht mit irgendetwas in der Art gerechnet hatten.

Wenn man sich auf einer Rundreise durch Thailand befindet, ist Ayutthaya definitiv einen Besuch wert. Ein bis zwei Tage sind aber ausreichend, sofern man sich nicht wirklich jeden Stein in jeder Tempelruine ansehen möchte. Für uns war es definitiv ein Muss, auf den Spuren von Ayutthayas glanzvoller und auch tragischer Geschichte zu wandeln.

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7 Gedanken zu “Ayutthaya – Die alte Königsstadt

      1. Mein Freund und ich verbringen einem Monat mit Rucksack in Thailand und starten in Bangkok. Wahrscheinlich wird’s Inselshopping und die Ost- sowie die Nordostküste Thailands. Schau doch dann mal auf meinem Blog vorbei, ich werde versuchen regelmäßig zu schreiben. Wir reisen dorthin, wohin der Wind uns trägt. Viele Grüße

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