Zweifelhaftes Vergnügen in Bibione

Aus Versehen haben wir einmal einen Urlaub in Bibione verbracht. Ich sage „aus Versehen“ weil ich absolut nicht der Typ für Pauschalreisen und deutschsprachige Kolonien im Ausland bin. Leider waren wir aber unwissend und stießen bei der Suche nach einem Ziel, das Meer und Strand bietet und gleichzeitig von München aus gut mit dem Auto erreichbar ist, auf diese kleine italienische Stadt in der Region Venedig. Nun, Meer und Strand gibt es in Bibione – allerdings teilt man sich dies mit gefühlten 5000 Menschen, Sonnenschirmen und Liegestühlen. Na gut, dachten wir uns, dann legen wir uns eben ein paar Tage auf die uns zugewiesenen Plastikliegen und stellen uns vor, wie das Meer, das hinter der Armee aus Sonnenschirmen liegt, aussieht. Leider konnten wir es nicht nur nicht sehen, nein, wir konnten nicht einmal sein Rauschen hören – es wurde von den extrem aufdringlichen Strandverkäufern und ihrem unglaublichen Geschrei übertönt (ich schwöre, wenn ich noch ein einziges Mal in meinem Leben „Coco Coco Bello“ höre schneide ich mir freiwillig die Ohren ab!). Somit waren auch weder entspannt lesen noch ein Nickerchen möglich, denn alle Nase lang plärrte einem wieder ein Händler ins Ohr und wollte seine Handtaschen, Sonnenbrillen, Handtücher und sonstigen Kram an den Mann bzw. die Frau bringen.

Bettenburgen statt Denkmäler

Im Gegensatz zu anderen Städten in Italien (oder generell) bestimmen in Bibione nicht antike Ruinen oder architektonische Meisterwerke das Stadtbild ,sondern Hotels. Es gibt in Bibione mehr Hotelbetten als es Einheimische gibt.

Für die Unterhaltung der Touristenmassen sorgen Spielhallen, Eisdielen, Restaurants und Unmengen von Läden, in denen es billige Kleidung oder Strandspielzeug zu erwerben gibt. Seine Nächte kann man in einem der unzähligen Clubs verbringen und auch an Bars mangelt es dem Urlaubsort nicht. Zugegeben, die ersten ein bis zwei Tage ist es noch ganz nett, sich durch die verstopfte Fußgängerzone schieben zu lassen und den Ort in der Hoffnung, doch noch auf etwas Abwechslung oder Kultur zu stoßen, zu durchstreifen. Dann wird es aber etwas eintönig. Und so beschlossen wir, die nähere und auch nicht so nahe Umgebung von Bibione zu erkunden. Also besichtigten wir Verona und Caorle und ein paar kleine Dörfchen, wobei mir besonders Verona gut gefallen hat.

Dabei erlebten wir auch unser Bibione-Highlight, und das nicht einmal in Bibione selbst: Zwei Tage lang kehrten wir unserer Ferienwohnung den Rücken und erkundeten Venedig. Was mich dort begeisterte kannst du hier nachlesen.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch in Bibione selbst etwas positives erlebt hätte. Zum einen war da der Pizzabäcker der Pizzeria in der wir ein paar mal zu Abend gegessen hatten. Er setzte sich eines Tages zu uns um ein wenig zu plaudern und es stellte sich heraus, dass der gebürtige Kosovare das Pizzabacken in Deutschland gelernt hatte und nun während der Urlaubssaison in Bibione Pizzas bäckt. Wir unterhielten uns gut mit ihm und seine Lebensgeschichte war durchaus interessant.

Zum anderen hatten wir tatsächlich einmal spätnachmittags den Strand für uns ganz alleine. Es war etwas bewölkt und windig und es sah nach Regen aus . Deshalb traute sich keiner an den Strand. Aber sie wurden alle ausgetrickst – es kam kein Regen und kalt war es auch nicht. Stattdessen hatten wir unseren Spaß am menschenleeren Strand und stürzten uns in die Wellen. Und das beste: Nicht ein einziger aufdringlicher Händler war zu sehen!

Wie wohl aus meinem Bericht herauszulesen ist bin ich nicht unbedingt ein Fan von Bibione oder ähnlichen Orten. Ganz sicher ist es für jemanden, der einfach nur abschalten und keinen Sightseeing-Stress haben möchte, ein idealer Urlaubsort, für mich steht aber fest: Einmal Bibione war einmal zuviel.

 


3 Gedanken zu “Zweifelhaftes Vergnügen in Bibione

  1. Das klingt grauenvoll 😀 Ich versteh nicht, was Menschen an diesen Pauschalurlauben toll finden – ich krieg bei der Beschreibung in den Katalogen schon zu viel.
    Auf einer Rundreise in der Türkei waren wir zwei Nächte in einem Ai-Bunker in der Nähe von Antalya… das war furchtbar, obwohl wir den Tag über ja unterwegs waren. Aber da schwor ich mir, NIEMALS in so einem Ding Urlaub zu machen! Vor der Hoteltür war das schlimmste Slum, so dass man sich echt nicht wohlfühlte, das Hotel zu verlassen (und sich obendrein doof vorkam, in einem fetten Bunker direkt vor der Nase der Menschen zu wohnen, die in Wellblechhütten hausen). Antalya war 20km weit weg und am Strand spazieren gehen ging auch nicht, weil er mit Zäunen abgesperrt war… schlimm.

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    1. Haha ja und so wie es klingt habe ich es auch empfunden! Das was du da beschreibst klingt auch wirklich albtraumhaft 😁
      Für mich ist das absolut nichts und lieber bin ich in einer Ferienwohnung oder miete ein Zimmer etwas abseits der gängigen Touristenattraktionen und erkunde die Umgebung auf eigene Faust 😉

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